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„Mystik ist unmittelbares geistiges Erleben“

Das Zitat von Othmar Spann (österreichischer Philosoph, 1878-1950) skizziert den Begriff auch in der heutigen Zeit gut, denn es handelt sich um eine zeitlose Geisteshaltung des Menschen. Der Begriff Mystik bezeichnet einen religiösen Ansatz: den Ansatz reiner Religiosität ohne politische Verfälschung. Der Mystiker – in diesem Sinne soll es hier eine geschlechtsunabhängige Bezeichnung sein – strebt die unmittelbare Erkenntnis des Urgrunds der Wirklichkeit an, also eine Erkenntnis, die nicht durch Sinnesorgane oder Lehrmeinungen getrübt oder vermittelt wird. Diesen Urgrund deutet er als heilig. Goethe formuliert es so: „Mystik deutet auf die Geheimnisse der Natur und Vernunft und sucht sie durch Wort und Bild zu lösen.“

Für Mystik gibt es an den kirchlichen Fakultäten der Hochschulen bislang noch keinen Lehrstuhl, und das zurecht. Mystiker kümmern sich nicht um Hierarchien – sie stellen sie sogar in Frage. Nach dem Tode der spanischen Mystikerin Theresa von Avila im Jahr 1582 fand man einen Zettel in ihrem Gebetbuch, darauf stand: „Solo dio basta – Gott allein genügt“. 

Die mystische Form der Kontemplation findet sich in allen Religionen. Die bekannteste Übung im Christentum ist in der Ost- und Westkirche das Jesus- oder Herzensgebet.

Der Zisterzienser-Abt Bernhard von Clairvaux erklärte mal: „Fange damit an, dass du über dich selbst nachdenkst, damit du dich nicht selbstvergessen nach anderem ausstreckst“, um den Weg zu mystischen Erfahrung, zur Kontemplation zu weisen. Meditation und Mystik ist also keineswegs nur Bestandteil fernöstlicher Religionen, sondern die Säule jedes Glaubens. Der Weg zur mystischen Erfahrung ist jedoch schwer zu begehen. Der Übende muss am Ende alle Bilder und Vorstellungen loslassen. 

Ein Mystiker zu sein erfordert einen lebenslangen Lernprozess und eine tiefe Kontemplation. Der erste Schritt besteht darin, die spirituelle Praxis oder Tradition zu finden, die dich anspricht und die dir die Antworten auf Fragen liefert, die dich interessieren. Aber dann beginnt die wahre Arbeit. Wenn du als mystischer Denker eine persönliche Verbindung zur spirituellen Welt herstellen willst, kannst du sowohl lernen, die Basis für Kontemplation, Gebet und Meditation zu legen als auch diese Praxis so zu vertiefen, dass sie zu einem tiefen Verstehen führt. Bist du bereit für die Herausforderung?

Teresa von Avila, Meister Eckhart, Emanuel Swedenborg, Jakob Lorber – das waren einige bedeutende christliche Mystiker, die diesen Weg konsequent (voran-)gegangen sind. Ein Mystiker der Neuzeit, der diese Pioniere zu seinen Vorbildern zählte und diesen Weg mit seinem Leben für uns bewusst gemacht hat, war unser Freund Werner Smigelski. Diese Einführung in die christliche Mystik am Wochenende soll einen ersten Schritt dieses Wegs aufzeigen, von damals und auch für die neue Zeit.

Inhalte u.a.:

• Das äußere und innere Leben der großen christlichen Mystiker
• Weg der Erkenntnis und Weg der Liebe
• Was bedeutet Unio mystica?
• Herzensgebet & Meditationen
• Die Lehre der Wüstenväter
• Mystiker der Neuzeit

Seminarleitung:
Andreas Dammer & Tamara Stoiljkovic

Termin: 07.–09. März 2025

Freitag
16.00 Uhr Ankunft, CheckIn, Kennenlernen
18.00 Uhr Abendessen
Abschluss: Abendmeditation

Samstag
9.00 Uhr Frühstück
10.00 Uhr Einführung / christliche Mystiker, Heilige ihrer Zeit
12.30 Uhr Mittagessen
13.30 Uhr Zeit für innere Einkehr /Rückzug oder Gespräch
15.00 Uhr Seminarinhalte
18.30 Uhr Abendessen
Danach Rückzug oder Gespräch

Sonntag
9.00 Uhr Frühstück
10.00 Uhr Mystiker der Neuzeit
13.00 Uhr Mittagessen
14.00 Uhr Seminarinhalte, Reflektieren, Gespräch bei Kaffee & Kuchen
16.00 Uhr Abschied

Pro Person:

All-inclusive im EZ: € 390
All inclusive im DZ: € 370

ANFRAGEN

FAQ

Der Begriff Mystik, der übersetzt „geheimnisvoll“ und/oder „Mund oder Augen schließen“ bezeichnet eine innere Versenkung, so wie im Gebet oder Meditation, mit dem Ziel, die Trennung zwischen dem Selbst und dem Nichtselbst aufzuheben. Die mystische Erfahrung als Resultat solcher Bemühungen verlässt die Verhaftung an eine „persönliche“ Identität und geht in einen Zustand über, der mehr oder weniger nichtdualistisch erlebt wird. Es wird eine Einheit und eine gegenseitige Vernetzung mit allem Existierenden und Nichtexistierenden erfahren. Die Zeit- und Raumempfindung ist dabei aufgehoben, Grenzen zwischen verschiedenen Bewusstseinsfeldern verschwinden. Hier und Dort sind nicht getrennt, alles ist hier im gegenwärtigen Augenblick. Der Geist ist in der Lage, die Dualität des Seins wie Gut und Böse, Glück und Leid, Groß und Klein zu transzendieren. Wenn man es schafft, die Grundschwingung dieser mystischen Erfahrung zu verinnerlichen, kann man sie auf sein gesamtes Leben übertragen. Wie weit der Mensch dabei geht, hängt von seiner Suche und Bestimmung ab.

Der größte, den wir zu Lebzeiten kennengelernt haben, war Werner Smigelski. Er widmete sein Leben dem Studium Mystischer Schriften der Weltreligionen, insbesondere prägten ihn christliche Mystiker wie der Hl. Augustinus, Meister Eckehart, hl. Teresa von Avila sowie viele andere Heilige. Ihre Schriften waren wie ein Wegweiser auf seinem und unserem Inneren Weg.

Seminarleiter sind Andreas und Tamara, die sich dabei an den Schriften der großen Mystiker orientieren und versuchen, ihre Essenz in die Sprache der heutigen und künftigen Zeit zu “übersetzen” bzw. verständlich zu machen.

Bei den praktischen Übungen ist weniger das aktive, eher das passive Miteinander gegeben. Gerade bei den Mystik-Seminaren ist es wichtig, sich intensiver mit Religion auseinander zu setzen. Nicht in dem Sinne, wie die christliche Kirche es in hunderten von Jahren bis heute praktizierte, sondern im Sinne der Wörter „religio“ und „religare“. „Religio“ hat mehrere Bedeutungen, zum Beispiel Glaube, Heiligtum und Aberglaube, aber auch Gewissen, Gewissenhaftigkeit, Genauigkeit, Verpflichtung und Skrupel. „Religare“ heißt übersetzt zurückbinden, umbinden, anbinden, festbinden, losbinden. Sind beide Worte miteinander verbunden, erklären sie, was Religion ist: Die Bindung an einen Glauben, eine Rückbindung an einen Ursprung (Wer bin ich, wo komme ich her). Durch inneres Gebet, Kontemplation und Meditation fördern wir diese Rückbindung, wir besinnen uns darauf, wer oder was wir sind – in der Gruppe erfährt man eine Art Anleitung, den Weg nach Innen geht aber später jeder allein. Aktivisch kann es in der Gruppe bei den gemeinsamen Gesprächen gehen, der uns als Impulse für die spätere Praxis dienen können.